Die Geschichte der DPSG

Die Geschichte der dpsg liest sich stellenweise wie ein Roman. Gerade die Entstehungsjahre waren durchaus turbulent. Aber auch später bleibt es spannend.

Aufstellung zum Gottesdienst: 60. Stammesjubiläum 2008.

Schließlich ist diese Geschichte durch junge Menschen geschrieben worden, die uns – als Ehemalige – vorangingen, oder uns heute noch als Leitungskräfte zur Seite stehen. Aber nun, lies selbst…

1928
Erste katholische Pfadfindergruppen gründen sich in Wuppertal, Beuthen, München, Berlin, Frankfurt/Main und Speyer.

1929

Altenberg, 7. Oktober 1929: Die katholischen Stämme schließen sich zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) zusammen. Sie werden in den katholischen Jungmännerverband aufgenommen. Aus den anfangs 800 Mitgliedern werden in den 30er Jahren 9.000. Die DPSG verbindet die Gedanken der Pfadfinderbewegung mit denen der katholischen Jugendbewegung und betont gleichzeitig Einfachheit, Naturverbundenheit, Wahrhaftigkeit sowie die Freiheit jugendlicher Gestaltungskraft. Außerdem bezieht die DPSG Erwachsene in die Arbeit ein und nimmt von Beginn an Mitglieder aus allen sozialen Schichten auf.

1930
Die DPSG formuliert ihr Pfadfindergesetz, das bis 1971 in dieser Form gültig bleibt. Außerdem beschließt das 1. Bundesthing (später Bundesversammlung) eine Kluft und eine vorläufige Bundesordnung.

1934
An der Pfarrei Sankt Josef gründet sich der erste Bielefelder DPSG Stamm. Die Nationalsozialisten verbieten reichsweit das Tragen von Kluft, Banner und Abzeichen.

1935

In den folgenden Jahren nimmt der Druck auf die Mitglieder des Verbandes zu, es kommt zu schweren Auseinandersetzungen mit der Hitlerjugend. Trotzdem gibt es immer wieder Zeichen der Eigenständigkeit – wie die Romfahrt 1935.

1936
Die Freiheit der Gruppen wird stark eingeschränkt. Die Georgspfadfinder brauchen viel Mut, wenn sie sich in der Öffentlichkeit jetzt noch zu ihrem Verband bekennen, so dass die Schar derer, die offen Mitglieder der DPSG bleiben, kleiner wird.

1937
Die Landespfadfinderschaften Münster, Paderborn (hierzu gehörte auch Bielefeld) und Trier werden durch die Gestapo zwangsweise aufgelüst. Wagemutige Bielefelder DPSG’ler klauen ihr Georgsbanner aus dem Gestapo-Hauptquartier zurück und verstecken es bis Kriegsende.

1938
Der katholische Jungmännerverband und die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg werden zwangsaufgelöst und verboten. Dennoch nehmen immer wieder einzelne Mitglieder Bedrohung und Verfolgung auf sich, weil sie am pfadfinderischen Leben als eigenständiger Alternative gegen die Repressionen des Nationalsozialismus festhalten. Ihnen ist es zu verdanken, dass auch in dieser Zeit ein jugendkulturelles Bekenntnis gelebt wird. Als »Gemeinschaft Sankt Georg« wirken Pfadfinder im Untergrund weiter. Manche wagen sogar den Kontakt zu ausländischen Pfadfindern und legen auf diese Weise den Grundstein für spätere Verständigung.

1945
Neugründung vieler Pfadfindergruppen auf örtlicher Ebene mit aliiierter Erlaubnis. Selbst in englischen und französischen Kriegsgefangenenlagern können erste Gruppen gegründet werden.

1946
Durch den erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg einberufenen Bundesthing wird eine neue Bundesordnung beschlossen.

1947
Die DPSG ist Mitbegründerin des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

1948
Das Logo unseres Stammes
Am 28. August gründet sich in Bielefeld unser Stamm Liebfrauen (damals noch Stamm Bielefeld I. im Gau Wittekind).

1949
Die Zeitschriften »Die große Fahrt« für Mitglieder und »Georgspfadfinder« für Leitungskräfte erscheinen. Eine neue Struktur der DPSG und eine neue Kluft werden eingeführt. Frauen dürfen Wölflingsführerinnen werden. Das Rüsthaus (Material-Ausrüster) wird gegründet und der Georgsverlag entsteht. Die DPSG hat vier Jahre nach Kriegsende 20.500 Mitglieder.

1950
Die DPSG wird über den Ring deutscher Pfadfinderverbände (damals noch: Ring deutsche Pfadfinderbünde) Mitglied der Weltpfadfinder-Organisation (WOSM).

1951
Als Dienstleister für den Verband wird das Bundesamt Sankt Georg e.V. gegründet.

1956
 
Aufruf der Georgsritter (heute Rover) zu einem Sozialwerk: In Westernohe im Westerwald entsteht in vielen Stunden Eigenarbeit ein Zeltlagerplatz und Ferienheim fürr behinderte Menschen – das heutige Bundeszentrum der DPSG.

Die DPSG erhält das päpstliche Privileg zur Feier der Eucharistie mit ihren Kuraten im Freien.

1961

Aufruf zur ersten Jahresaktion: »Flinke Hnde, flinke Füße schaffen ein Werk für körperbehinderte Jugendliche«. Im Verlauf dieser Aktion kommen mehr als 250.000 Mark zusammen. Die Jahresaktionen mit wechselnden Schwerpunkten sind bis heute wichtiger Bestandteil der Arbeit der DPSG. Der 23. Bundesthing beschließt die Einführung der Jungpfadfinderstufe (11 bis 13 Jahre alte Jungen), außerdem werden die »Georgsritter« in »Rover« umbenannt.

1965

Die neue Verbandslilie wird eingeführt.

1966

Das neue Lilienbanner wird eingeführt.

1969
Beim 31. Bundesthing beschließt der Verband eine neue Satzung mit neuen Bezeichnungen: Bundesversammlung (statt Bundesthing), Vorsitzender (statt Feldmeister), Leiter (statt Führer). Außerdem wird eine pädagogische Diskussion angestoßen, die in der Neufassung der Ordnung des Verbandes mündet.

1971
Offiziell können Mädchen und Frauen nun Mitglieder der DPSG werden. Das Pfadfindergesetz von 1930 wird ersetzt und weitergeführt durch die »Grundlinien unserer Lebensauffassung«: Leben in Hoffnung, Leben in Freiheit, Leben in Wahrheit, Leben in tätiger Solidarität. Inhaltlich orientiert sich die DPSG weg vom Waldläufertum hin zu einer Gruppenpädagogik, in der Kooperation und Verantwortung durch Erfahrung und Erleben gelernt werden sollen. Sie schwenkt so auf einen Weg ein, der direkt auf die Vorstellungen Baden-Powells zurückgeht.

1982
Gemeinsamer Studienteil der 43. Bundesversammlung der DPSG in Aachen mit der Bundesversammlung der Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG) zu Fragen der Koedukation und des Zusammengehens beider Verbände. Beide Bundesversammlungen beschließen, dass „PSG und DPSG zu einem neuen, besseren Miteinander von Mann und Frau beitragen“ wollen und deshalb darauf hinarbeiten, „dass ein Zusammenschluss beider Verbände möglich wird“. Die PSG beschließt jedoch schon bald überraschend, ein reiner Frauen-und-Mädchen-Verband zu bleiben. Auf Stammesebene war es vorauseilend bereits zu vielen Zusammenschlüssen gekommen. Diese verbleiben in der Regel nun in der seit 1971 koedukativen DPSG.

1984
Leiterkongress in Westernohe mit 4.000 Teilnehmenden. In 50 Ateliers beschäftigen sich die Teilnehmenden mit sozialen, politischen, religiösen und ökonomischen Aspekten der Gesellschaft und entwickeln Impulse für ein zeitgemäßes Pfadfinden.

1987
Die Bundesversammlung beschließt eine neue Ordnung des Verbandes. Die erste Frau im Bundesvorstand zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

1988
Zum Kongress »Exodus« kommen in Westernohe 6.000 Leiterinnen und Leiter zusammen.

1990
Unter dem Motto »Wir haben Platz im Boot« ruft die DPSG zu ihrer jährlichen Solidaritätsaktion auf und wendet sich damit gegen die Verschärfung der Asyldebatte.

In Magdeburg gründet sich der erste Diözesanverband in den neuen Bundesländern. Erfurt folgt und der Diözesanverband Berlin umfasst nun auch das Land Brandenburg und Teile Mecklenburg-Vorpommerns.

1995
Die 57. Bundesversammlung beschließt die Einführung der Kindermitbestimmung auf Stammesebene. 20 rwandische Pfadfinderinnen und Pfadfinder werden aus dem Bürgerkriegsland ausgeflogen und von der DPSG aufgenommen und bis zum Jahr 2006 unterstützt. Im Verlauf der »Solidaritätsaktion Rwanda« kommen 700.000 Mark zugunsten des kriegsgeschüttelten Landes zusammen.

1999
In der Aktion WölflingsWirbel setzen sich Kinder aus ganz Deutschland für mehr Kinderfreundlichkeit in ihrem Umfeld ein. Die 8- bis 10-Jährigen vergeben Noten für Spielplätze, malen den tristen Schulhof an, reparieren marode Fahrradständer am Bahnhof und vieles mehr. Besuche bei Kommunalpolitikern und die Zusammenarbeit mit der Lokalpresse führen in vielen Orten zu Verbesserungen. Die Aktion gipfelt in einem Besuch bei Bundesfamilienministerin Christine Bergmann.

2000
fettgrün! Die erste Vollversammlung der Pfadfinderstufe findet im September in der Frankfurter Paulskirche statt. Hier beschließen Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus ganz Deutschland die Großveranstaltung »fettgrün«, die im Sommer 2001 über die Bühne gehen soll. Die Vollversammlung endet mit der »Frankfurter Erklärung«.

2001

1.500 jugendliche Pfadfinder treffen sich im Rahmen ihrer bundesweiten Aktion »fettgrün« in Köln. Wettspiele und die große Parade zum Dom sorgen für jede Menge Wirbel in Köln.

Bundesweit startet der Perspektivprozess »update«. Damit stellt die DPSG sich und ihre Arbeit in den kommenden Jahren kritisch auf den Prüfstand.

2003
Der Perspektivprozess »update« erreicht seinen Höhepunkt auf dem Leiterinnen- und Leiterkongress »up2date« in Westernohe. Der Kongress, an dem auch Bielefelder Leitungskräfte teilnehmen, gibt richtungsweisende Impulse an die folgenden Bundesversammlungen: So wir beispielsweise die Neuformulierung eines konkreten Pfadfindergesetzes genauso empfohlen, wie die Orientierung auf die Handlungsfelder Ökologie, Solidaritätsarbeit und Arbeit mit Menschen mit Behinderungen.

2004

In Altenberg feiert der Verband seinen 75. Geburtstag mit einem Festakt. Pfingsten hatten bereits mehr als 6.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder, darunter auch der Bielefelder Stamm Liebfrauen, im Bundeszentrum Westernohe ein Ständchen auf das Jubiläum angestimmt.

2005

Die Bundesversammlung beschließt eine neue Verbandsordnung. Darin enthalten ist zum ersten Mal eine Beschreibung des Menschenbildes der DPSG. Auf Wunsch vieler Mitglieder wird nun auch ein modernes Pfadfindergesetz beschlossen.

Im Sommer gestaltet die DPSG gemeinsam mit der PSG und dem Internationalen Katholischen Missionswerk missio mit dem Projekt »scoutmission – Glauben in der Tat« den Weltjugendtag. Ein großes Zeltlager entsteht auf den Düsseldorfer Rheinwiesen – mit dabei ist eine 10köpfige Bielefelder Delegation. Zum scoutmission-Festival kommen schließlich mehr als 7.500 Menschen zur Bühne vor dem Düsseldorfer Landtag. Während des Weltjugendtages geht es für DPSG, PSG und missio um das Thema HIV/Aids. Prominente Gesprächspartner wie Bundespräsident Horst Köhler setzen sich in Diskussionen mit den Pfadfinderinnen und Pfadfindern auseinander.

2006
Die Jungpfadfinderstufe veranstaltet ein Bundeslager in Westernohe unter dem Titel „passwort:*b*l*a*u“. Eine Woche lang beschäftigen sich die Kinder und ihre Leiterinnen und Leiter mit dem „Abenteuer Leben“. Vorbereitet wurde das Bundesstufenlager unter anderem mit den Kindern, sie konnten das Programm mitbestimmen.

2007
100 Jahre Pfadfindertum
Das 100-jährige Jubiläum der Pfadfinderbewegung feiert die dpsg zusammen mit den Ringe-Verbänden BdP, PSG und VCP unter dem Motto „scouting 100“. Dazu gibt es unter anderem einen großen gemeinsamen Leiterkongress in Berlin. Bundespräsident Horst Köhler lädt außerdem zum Jubiläum Pfadfinder aus aller Welt zu einem Zeltlager und zu einer internationalen Begegnung im Park von Schloss Bellevue ein.

Mit der Jahresaktion „Natürlich Pfadfinden“ hat die dpsg 2007 und 2008 das Thema Ökologie stärker in den Vordergrund gestellt.

2008
Die Wölflingsstufe lädt zum Bundeslager „MEUTErei 2008 – Wölflinge am Ruder“ nach Westernohe ein – und 2.200 Wölflinge folgen dem Ruf! Die Wölflinge stoßen bei ihrer Entdeckungsreise zu Themen wie „Ferne Länder“, „Gerechtigkeit“, „Mein Land“ und „Meine Umwelt“ vor. Die Kinder können an vielen Stellen mitbestimmen und mitwirken.

Über 1.300 Rover beteiligen sich an dem Roverbundesunternehmen 2008, kurz „rbu08“. Sie engagieren sich vor Ort und bringen insgesamt 120 Sozialprojekte erfolgreich zu Ende. Während der Auftakt zum „rbu08“ auf der Insel Ferropolis im Schatten von Braunkohlebaggern beginnt, feiern die Rover den erfolgreichen Abschluss mit einem Chill out später im Bundeszentrum Westernohe.

2009
Rom-Wallfahrt 2009
Mehr als 160 Pfadfinderinnen und Pfadfinder der dpsg pilgerten in der ersten Augustwoche nach Rom. Anlass war das 80jährige Bestehen der dpsg. Sie knüpften damit an die Traditionen der Wallfahrten von 1935,1950 und 1962 an.

2010
Das erste Mal in der Geschichte der dpsg sieht sich die Deutsche Bischofskonferenz außer Stande einen geeigneten Priester als Bundeskurat zur Wahl frei zu stellen. Dieses Amt im Bundesvorstand bleibt damit unbesetzt.

Text weitgehend auf Grundlage der Bundeshomepage